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19.04.2011

Empfehlung zur Ausstellung - "wasche meine Hände"



Feuerloescher TV - art feature

„wasche meine Hände“
eine räumliche Inszenierung von Judith Haman
6. April 2011 - 30. Mai 2011
in Hamburg


Ein 2 Minuten Videoclip mit Impressionen zur aktuellen Ausstellung
von Judith Haman
über die Hamburger Ärzteschaft im Nationalsozialismus

Mit Ausschnitten aus einem Vortrag von Rahel Puffert zur Eröffnung.
(der Clip zeigt nicht alle Arbeiten ! - geht hin!) 

Videoclip by Skrolliwood Production © Hamburg 2011 
Music by Phil Poling

 Die Ausstellung ist bis 30. Mai zu sehen
in der
Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
Ärztehaus Hamburg (www.kvhh.de)  
Humboldtstrasse 56, 22083 Hamburg

Öffnungszeiten:  Mo - Do  8 - 16 Uhr,  Fr 8 - 15 Uhr

Homepage von Judith Haman:






29.03.2011

„wasche meine Hände“


„wasche meine Hände“
eine räumliche Inszenierung von Judith Haman
6. April 2011 - 30. Mai 2011


LINK ZUM VIDEOCLIP:
http://feuerloescher-tv2.blogspot.com/2011/04/wasche-meine-hande.html

Kunst in der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg   Ärztehaus Hamburg   (www.kvhh.de) 
Humboldtstrasse 56, 22083 Hamburg   Öffnungszeiten:  Mo - Do  8 - 16 Uhr,  Fr 8 - 15 Uhr
 
Das Ritual des Händewaschens gehört zum Alltag der Ärzteschaft. Wie haben sich Ärzte, die in der NS Zeit aktiv in Prozesse des Folterns, der Menschenversuche und des Mordens involviert waren danach von ihrem Tun gereinigt? „Freudig fügte sich die Ärzteschaft“, so zitiert das Ärzteblatt 2010 die Mentalität involvierter  Mediziner.
Berufsverbände fangen an, sich aktiv mit dieser Geschichte der „Ärzte ohne Gewissen“ (Ernst Klee) zu befassen.

Aktuell präsentiert die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg in ihren Räumen die Ausstellung „wasche meine Hände“ der bildenden Künstlerin Judith Haman, vom 6. April bis zum 30. Mai 2011. Judith Haman versucht sich mit ihren Exponaten, ihren Recherchen nicht nur von Außen dem Bild der Täter in Hamburg zu nähern, sondern ebenso der eigenen inneren Haltung zur Geschichte und Gegenwart.

Nur einige wenige der Täter in Weiß wurden überhaupt nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen. Die meisten machten mit hohem Ansehen und ungebrochener Autorität weiter, in ihren Privatpraxen, als Professoren an medizinischen Fakultäten, in den Fachverbänden. Einige waren sogar in den ersten Nachkriegsjahrzehnten als Gutachter für Überlebende des Holocaust in Entschädigungsverfahren tätig.
Was haben sie in Hamburg getan? 
    
    Kurt Heißmeyer, KZ-Arzt in Neuengamme und für die Morde an den „Kindern vom Bullenhuser Damm“ verantwortlich, konnte nach dem Krieg bis 1963 unbehelligt in der DDR weiterarbeiten.
    
    Prof.Dr.med.Dr.med.h.c. Hans Hinselmann war Direktor der Städt. Frauenklinik in Hamburg-Altona und Lehrbeauftragter an der medizinischen Fakultät. Ein reger Austausch kam durch  Dr. Eduard Wirth, Standortarzt in Auschwitz und seinem Bruder, Dr. Helmuth Wirth, Städt. Frauenklinik in Hamburg-Altona zustande. Er war beteiligt bei vielen Experimenten an französischen Jüdinnen in Auschwitz. Hans Hinselmann wird im Dezember 1946 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
    
    Dr.Heinrich Berning, Abtlg. Reserve-Lazarett Hamburg-Wandsbek, erforscht 1941 an russischen Gefangenen die Hungerwassersucht. 1983, zum 75. Geburtstag Bernings, gibt es Gratulationen im Hamburger Ärzteblatt.

Die Recherchen der Künstlerin Judith Haman im Hamburger Staatsarchiv zeigen:
Hamburg hat noch viel aufzuarbeiten. Noch immer werden Akten über Ärzte, die in NS-Greueltaten involviert waren, unter Verschluß gehalten. „Nicht schuldig“ fühlten sich alle Ärzte gleichermaßen. Heißmeyer schreibt an seine Frau nach seiner Verhaftung: „Ich habe etwas gemacht, das ich nicht hätte machen sollen.“  Judith Haman fragt sich:“


Was hätte er nun nicht machen sollen?  Den Eid ablegen, als Arzt jedes Lebewesen zu achten? Wie kann einer das, der sich selbst so wenig achtet?“

 Die Ausstellung ist in die normalen, dem Publikum zugänglichen Räume der Kassenärztlichen Vereinigung integriert. In der Kantine, in der ebenfalls ein Teil der künstlerischen Recherchen zu sehen sind, können die Besucherinnen und Besucher dabei Kaffee trinken oder etwas anderes zu sich nehmen. Sie können sich aber auch hier die Hände waschen.

Informationen und Forschungsberichte:
http://www.hierunda.de/judith_haman/clean_my_hands.html


"Ja, ihr feinen Kunstrichter! Fragt nur immer, was Wahrheit ist, und greift nach der Thür, weil ihr keine Antwort auf die Frage abwarten könnt - eure Hände sind immer gewaschen, es sey, daß ihr Brodt essen wollt, oder auch, wenn ihr Bluthurtheile gefällt habt - fragt ihr nicht auch:  wodurch ihr die Natur aus dem Wege räumt?"
 (Johann Georg Hamann, 1762, aus seiner  Aesthetica in nuce)

2009 wurde das Buch "Mit aller Kraft verdrängt - Entrechtung und Verfolgung nicht arischer Ärzte in Hamburg" von Frau Dr. Anna von Villiez in der KVH vorgestellt.

"wasche meine Hände" setzt sich mit dem Bild der Täter auseinander und versucht, sich der eigenen Haltung zur Geschichte und Gegenwart bewusst zu werden.


Eröffnung:  Mittwoch, 6. April 2011, 18.30 Uhr
Begrüssung: Dieter Bollmann, Vorstandsvorsitzender der KVH
Einführung: Rahel Puffert, Kulturwissenschaftlerin

Das Projekt wird gefördert von der Freien und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Nord